Vortrag A6:

Die Geschichte der Tuchindustrie im Raum Euskirchen-Aachen-Verviers

Detlef Stender

Das Rote Haus in Monschau und das LVR-Industriemuseum mit der Tuchfabrik Müller in Euskirchen kennt vielleicht mancher als herausragende Zeugnisse für die frühindustrielle und hochindustrielle Wolltuchherstellung. Doch die einst herausragende Bedeutung der Woll-tuchproduktion in dem Raum, der sich heute Euregio Maas-Rhein nennt, ist heute kaum noch präsent. Und doch: Die letzten 300 Jahre hat die Wolltuchherstellung das Wirtschafts-leben im Gebiet zwischen Verviers (B), Vaals (NL), Aachen, Monschau und Euskirchen wie keine andere Branche dominiert. Tausende von Menschen arbeiteten bereits seit im 18. Jahrhundert für die global agierenden Tuchverleger. Wolltuche aus Aachen, Monschau, Ver-viers, Euskirchen, Eupen oder Vaals waren weit über die Grenzen der Region bekannt. Die Armeen aus aller Welt kämpften in Uniformtuchen aus Verviers und Euskirchen.

Der Vortrag stellt die wesentlichen Entwicklungsphasen der Tuchherstellung und das bauliche Erbe dieser Epochen vor:

  • die Blüte der vorindustriellen Tuchmacherei in Monschau, Eupen und Vaals mit stattlichen, schlossartigen Verlegerhäusern,
  • die Hochindustrialisierung zur Blütezeit von Dampfmaschine und Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert mit beeindruckenden, funktionalen Fabrikbauten in Verviers aber auch in Aachen und Euskirchen
  • die Zeit des 20. Jahrhunderts, die Zeit der Elektrifizierung und der Flachbauten mit Shed-dacharchitektur

Es wird gezeigt, wie sich wirtschaftliche, soziale und technische Entwicklungen grenzüber-schreitend in der Architektur widerspiegeln. Schon vor 300 Jahren machten nämlich Technik und Kapital, Wissen und Arbeitskräfte von keiner politischen Grenze halt. Es gab ganz enge Verbindungen in einer Region, die heute – rein politisch gesehen – jeweils einen Zipfel von Deutschland, Belgien und den Niederlanden darstellt. Von besonderem Interesse für genealogisch Interessierte wird dabei auch die kurze Schilderung von typischen Wanderungsbe-wegungen in der Grenzregion sein.

Abschließend skizziert der Vortrag unter dem Thema „Vom Schandfleck zur guten Adresse“ wie heute mit dem beeindruckenden baulichen Erbe dieser Region umgegangen wird. Abschließend werden das grenzüberschreitend agierende Projekt „Euregio Wollroute“ (http://www.wollroute.de) und die Museen zu dieser großen Geschichtsepoche in Euskirchen, Verviers und Monschau kurz vorgestellt.


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