Vortrag F8

Auf den Spuren der jüdischen Unternehmerfamilie Juhl 1892-1940

Dr. Claudia Puschmann

Der gemeinnützige Förderverein „Museum Wäschefabrik“ betreut seit Jahren die ehemalige Bielefelder Wäschefabrik „Juhl & Helmke“, später „Gebr. Winkel“, an der Viktoriastraße 48a. Der Verein hat die Fabrik zu einem über die Region hinaus bekannten Museum umgestaltet. Nur die wenigsten wissen jedoch, dass das Unternehmen bis 1938 im Besitz der jüdischen Familie Juhl war.

Hugo Juhl ließ die Wäschefabrik in den Jahren 1912 und 1913 errichten. Er gestaltete das Gebäude als Fabrik inklusive Wohnung. Dort lebte er mit seiner Ehefrau Clara und den Töchtern Hanna und Mathilde. Hugo Juhl führte die Wäschefabrik sicher durch die Höhen und Tiefen der bewegten 1920er Jahre, aber den antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten konnte er nichts entgegensetzen. Dem großen Druck nachgebend verkaufte die Familie schließlich 1938 die Fabrik und die dazugehörigen Immobilien an die Dresdner Brüder Georg und Theodor Winkel. Hugo Juhl starb wenig später in Bielefeld. Seiner Frau und der ältesten Tochter Mathilde gelang noch die Flucht nach Amsterdam, wo die jüngere Tochter Hanna bereits seit 1933 mit ihrem Ehemann Fritz Bender wohnte. Der deutschen Besetzung der Niederlande entkam jedoch nur Fritz Bender, die Frauen nahmen sich das Leben.

Die Forschungen zur Geschichte der Familie Juhl gestalteten sich schwierig. Ihre privaten Dokumente, Briefe, Fotos usw. wurden ausnahmslos vernichtet. Dennoch hat die Familie Spuren hinterlassen: in den Firmenakten ihres Unternehmens, im Schriftverkehr mit verschiedenen Behörden und nicht zuletzt in der Erinnerung der wenigen noch lebenden Zeitzeugen.


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