Vortrag F2

Die Königlich Deutsche (King’s German) Legion 1803 - 1816.

Jos Kaldenbach

Im Frieden von Amiens (25.3.1802) zwischen Frankreich und England hatten die Briten sich verpflichtet, ihre kolonialen Eroberungen bis auf Ceylon und Trinidad wieder herauszugeben, Frankreich verzichtete auf seine Eroberungen im Mittelmeerraum, Ägypten sollte an die Türken zurückgegeben werden. In der Folgezeit kam es jedoch zu Spannungen, da beide Seiten sich nicht an die Friedensbedingungen hielten. Am 12. Mai 1803 verließ der englische Gesandte Paris, am 18. Mai erklärte England Frankreich den Krieg. Gegen Hannover, das mit England durch Personalunion verbunden war, jedoch versuchte, neutral zu bleiben, rückte ein französisches Truppenkontingent unter General Mortier vor. Die hannoversche Armee unter Generalfeldmarschall Graf von Wallmoden-Gimborn überließ den Franzosen weitgehend kampflos in der Konvention von Sulingen am 3. Juni 1803 das Gebiet links der Elbe einschließlich der gut ausgestatteten Festung Hameln. Durch die sog. Elbkonvention vom 5. Juli 1803 – auch Konvention von Artlenburg genannt – zwischen Wallmoden und Mortier wurde dann die kurhannoversche Armee aufgelöst.

Am 19. Dezember 1803 verfügte der englische König Georg III., in Personalunion auch Kurfürst von Hannover, der die Konvention von Artlenburg nicht anerkannt hatte, in London die Gründung der Königlich-Deutschen Legion (King’s German Legion). Oberstleutnant Friedrich von der Decken und Major Colin Hackett erhielten Vollmacht, 4000 Mann für den englischen Dienst, die nicht über 35 Jahre und nicht kleiner als 1,57 Meter waren, anzuwerben. Ersterer erhielt dafür £ 1000 und 15 Guinees für jeden angeworbenen Rekruten der das Depot in Lymington erreichte. Dort wurde ihnen die „kleine Mondierung“ gegeben: Handgeld, Transportkostenersatz, Schuhe, Mütze, Haarband und Kamm. Nach ihrer Aufnahme wurden sie zum Isle of Wight überführt, wo ein Surgeon sie ärztlich untersuchte. Darauf wurden sie von diesem Durchgangslager aus in einigen Wochen zu ihren neuen Regimentern oder Bataillonen versetzt. Offiziell durfte man nur geeignete Soldaten aus dem Königreich Hannover anheuern, aber bestimmt keine Briten, Dänen, Franzosen, Italiener, Schweden, Spanier und Russen.

Insgesamt wurden im Laufe der Jahre 28.000 Mann ausgehoben. Aufgestellt wurden darauf zwei schwere und drei leichte Dragonerregimenter, zwei leichte und acht Linienbataillone, ein Artillerieregiment, eine kleine Ingenieurabteilung, eine Depotkompanie und eine Garnisonkompanie, die 1806 und 1807 an der Seite der britischen Armee an den Kämpfen in Norddeutschland teilnahmen; 1807 kämpften sie auch auf Rügen gegen die Dänen. Danach wurde die KGL aufgeteilt. Einzelne Truppenteile wurden u.a. eingestezt in Walcheren (Niederlande), Südfrankreich (2 leichte und das 8. Linienbataillon), Irland, Italien, Sizilien (3. Linienbataillon, durfte dort sogar direkt werben, weil es viele Ausfälle durch Alkoholismus und Geschlechtskrankheiten gab), Spanien und Portugal unter dem General Sir John Moore und dem Herzog von Wellington.

Die Musterrollen des foreign depot
Ab 1810 zeigte sich, dass die Werbung unter den aufgelösten hannoverschen Truppenteilen in den Königlichen Ländern nicht mehr ausreichte, die KGL aufzufüllen. Aus den überfüllten Kriegsgefangenenlagern, fast allen (Klein)staaten Europas (einer sogar aus Columbo und Ägypten) wurden jetzt Soldaten, Privates (Gefreite), Corporals (Unteroffiziere) und Sergeants (Feldwebel, Wachtmeister) geworben oder von anderen Truppen abgeworben.

Das Register
In dieser Zeit (1810-1813) wurden die im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover (NLA) aufbewahrten Stammrollen des Foreign Depot der KGL erstellt. Die Führung der aufbewahrten Stammlisten der KGL oblag den englischen Zahlmeistern (paymasters). Abgesehen davon, dass deutsche und andere Namen häufig ins Englische übertragen wurden, bedingte das zahlreiche Irrtümer und Fehler in der Schreibweise von Berufen, Orts-, Familien- und Vornamen. Bei Familiennamen gab es erwartungsgemäß die üblichen, durch das Schreiben nach Gehör bedingten Fehler. Fast 4500 Namen mit Personenbeschreibungen usw. aus dieser KGL, die in ganz Europa gekämpft hat, werden dabei gezeigt und erklärt.




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