Vortrag A5

Bischöfe, Domherren und andere Adlige als Vorfahren münsterländischer Kaufleute und Unternehmer

Dipl.-Ing. u. Archivar i.R. Hans Jürgen Warnecke

Wo immer man in Westfalen und Niedersachsen, aber wohl auch in anderen deutschen Landschaften, auf einen Adelsnamen in bürgerlicher Umgebung oder Verbindung stößt, kann man mit ziemlicher Sicherheit mit einer illegitimen Abstammung dieser Namensträger rechnen. Die Grafen von Bentheim, (Hohen-)Limburg, Hoya, Lippe, Tecklenburg, Schaumburg, Tecklenburg und Waldeck, doch auch die Grafen von Württemberg und die Landgrafen von Hessen haben zahlreiche Bastard-Nachkommen.

Die Adelsfamilien v. Büren, v. Elverfeld, v. Galen, v. Fürstenberg, v.Ketteler, v. Lethmate, v. Merveldt, Morrien, v. Oer, v. Plettenberg, v. Raesfeld, v.d. Recke, v. Westerholt, Wrede usw., um nur einige zu nennen, stehen ihnen hinsichtlich ihrer "natürlichen" Nachkommenschaft in nichts nach. Zahlreich sind die "natürlichen" Kinder von katholischen Geistlichen: Bischöfen, Dompröpsten, Domdechanten, Domkellnern, Domherren, Domvikaren und einfachen Landpfarrern aus den genannten Adelsfamilien. Der Zölibat in den westfälischen Bistümern konnte erst nach und nach im 17. Jahrhundert durchgesetzt werden.

Die gute schriftliche Überlieferung der Domstifte Münster, Minden und Paderborn, der zahlreichen Klöster, Kollegiat- und Damenstifte - über die Archive dieser Institutionen informiert das "Westfälische Klosterbuch" - und auch der Adelsarchive ermöglicht in den meisten Fällen eine erfolgreiche Erforschung der vorgenannten Familien- und Personenkreise bis weit zurück ins 16. Jahrhundert, also in die Vor-Kirchenbuch-Zeit.

Im Vordergrund des Vortrags stehen die Nachkommen des münsterischen Bischofs Franz von Waldeck (1491 - 1553), der auf der Sparrenburg in Bielefeld geboren wurde, und der münsterischen Erbmarschalls-Familie Morrien zu Nordkirchen. Die Nachkommen dieser Familien sind gehäuft als Gründer der münsterländischen Textilunternehmen anzutreffen. Nachfahren aller genannten Adelsgeschlechter zählen jedoch auch zu den Gründern von Brauereien, Bauunternehmen, Maschinenfabriken und Stahlkonzernen.

Unübersehbar groß ist die Nachkommenschaft der sogenannten "Papenkinder" aber auch bei Rentmeistern, Richtern und anderen hohen und höchsten Verwaltungsbeamten sowie bei bürgerlichen und bäuerlichen Familien in Stadt und Land. Nicht wenige der Bastarde standen in engem Kontakt zu ihrer "echtbürtigen" Verwandtschaft, die für eine gute Ausbildung sorgte, das Studium finanzierte und den Töchtern eine gute Heirat ermöglichte.


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