Vortrag D4:

Sonderveranstaltung AGoFF

Genealogische Quellen jenseits von Kirchenbüchern in Oberschlesien: Quellentypen, Lagerorte, Forschungsmöglichkeiten

Dipl.-Des. Stefan Guzy

Bearbeiten Familienforscher im Rahmen ihrer Stamm- oder Ahnenforschung zum ersten Mal ostdeutsches Gebiet, so überrascht viele der schlechte Überlieferungsgrad der Kirchenbücher. Vor allem in Schlesien bieten die Bestände schlechte Vorrausetzungen für die genealogische Arbeit.

Im seinerzeit fast vollstäbig evangelisch geprägten Niederschlesien sind so gut wie gar keine Bücher mehr vorhanden, nur knapp 10% der Vorkriegsjahrgänge konnten bisher nachgewiesen werden. In Oberschlesien sieht es zwar etwas besser aus, nur begannen dort schon vor dem Krieg die meisten Bücher erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Hier hatten schlechte Kirchenbuchführung in den weit von der Kirchenadministration entfernten Gebieten und die scharfe Gegenreformation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Bestände stark dezimiert. Die Kirche Jesu Christi hat zwar fast alle abgegebenen Bücher der Bistümer Oppeln und Gleiwitz verfilmt, allerdings sperrt sich das Bistum Kattowitz weiterhin gegen jegliche Verfilmungsarbeiten. Die in den späten 1990er Jahren eingesammelten Bände stehen immer noch nicht zur Einsicht zur Verfügung, so dass vielen Orten des bevölkerungsreichen oberschlesischen Industriegebietes keine Kirchenbuchrecherche möglich ist.

Es gilt daher, sich vermehrt mit Quellen jenseits der Kirchenbücher zu beschäftigen. Die staatlichen Archive mit ihren regionalen Außenstellen enthalten eine Fülle von Material, das es erlaubt, auch ohne Tauf-, Trau- und Sterbeinträge Personengeschichtsforschung durchzuführen. Die Bestände der preußischen Amtsgerichte haben sich größtenteils erhalten und beinhalten Urbare, Bevölkerungslisten, Grundbücher und Grundbuchakten. Überlieferte Akten der jeweiligen Landratsämter sind u.a. wegen ihrer Impflisten, Katasterabschriften und Musterungen interessant. Insbesondere der in den Staatsarchiven Breslau und Troppau überlieferte Karolinische Kataster (1721–1728) dürfte wegen den dort enthaltenen Personennamen für viele Forscher ein Bindeglied zwischen Kirchenbüchern und älteren Urbaren und Einwohnerverzeichnissen darstellen. Auch stellen die sehr umfangreich vorhandenen Akten der Reallastenablösung im 19. Jahrhundert eine reichhaltige Quelle dar.

Der Vortrag stellt eine Reihe dieser Quellentypen anhand von Beispielen vor und gibt einen Überblick über die verschiedenen Lagerorte und Benutzungsmöglichkeiten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vorstellung des Karolinischen Katasters, für dessen oberschlesische Gebiete seit kurzem ein Ortsregister vorliegt. Die Edition der ersten Bände dieser auch wirtschaftshistorisch wichtigen Quelle ist in Vorbereitung.


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