Vortrag F1

Genealogische Sammlungen aus Ostwestfalen-Lippe

Dr. Hermann Niebuhr

Warum finden sich genealogische Sammlungen in öffentlichen Archiven? Wie kommen sie dorthin, wo sonst nur Akten von Behörden und Gerichten zu erwarten sind? Archive wollen ihre Nutzungsmöglichkeiten erweitern und mehr dokumentieren, als die Überlieferungen der Behörden und der Justiz es hergeben.

Einen verbindlichen Plan gibt es bisher dafür nicht, aber unter den seit dem 18. Jh. in das Detmolder Archiv gelangten privaten Schriftstücken findet sich überwiegend genealogisches Material.

Beispiele aus dem Staats- und Personenstandsarchiv Detmold sind u.a.
- Ahnen-, Nachfahren-, Sippen- und Verwandtschaftstafeln
- Ausarbeitungen zur Geschichte einzelner Familienverbände
- genealogische Datensammlungen zu zahlreichen Familien
- Kirchenbuchkartei

Die bei weitem größte Datensammlung ist mit 257 Stehordnern die “Sammlung Brenker” – ein typisches Produkt ihrer Zeit: sie verdankt ihre Entstehung dem Lemgoer Lehrer Karl Brenker, der in der NS-Zeit ehrenamtlicher Obmann für die Kirchenbuchverkartung für den Kreis Lemgo war.

Der Beitrag versucht eine quellenkritische Analyse der Entstehungszwecke und –bedingungen dieser von Familienforschern viel benutzten Sammlungen und beschreibt sie als Überreste großer Materialerschließungsaktionen im Zeichen des Rassenwahns der NS-Zeit; mit ihrer Hilfe konnten seinerzeit die “Arier-Nachweise” sehr viel effizienter erbracht werden als bei ausschließlicher Benutzung der Original-Unterlagen. Die gesammelten Daten sind deshalb nicht falsch; sie sind aber dennoch heute nur brauchbar, wenn die Entstehungsbedingungen berücksichtigt werden.

Daraus werden Forderungen an eine zukünftige Ergänzungsüberlieferung auf dem Gebiet familienkundlicher Quellen abgeleitet:

- Verlässlichkeit und die Dichte der Belegangaben
- Dokumentation der Metadaten dieser Materialsammlungen
- Bezug zur Region
- Zugänglichkeit für Dritte

Genealogische Sammlungen, die diesen Kriterien entsprechen, können heutigen und künftigen Familienforschern die Arbeit erheblich erleichtern und sind als Ergänzungsüberlieferung im Archiv willkommen.


Zurück zu Vorträge im Themenblock: Genealogie in Ostwestfalen-Lippe




Der 61. Deutsche Genealogentag wird
veranstaltet von
ausgerichtet vom
unterstützt vom